
03. März 2024: Ein wahrlich triumphaler Erfolg für das Ensamble Sentimiento und Marioara Trifan im Kloster Plankstetten
Das Ensemble „Sentimiento“ mit drei mexikanischen, in Deutschland lebenden Sängern präsentiert unter dem Titel spanische und lateinamerikanische Romantik, Lieder und Arien von Komponisten wie J. Rodrigo, E. Oteo, R. Halffter, P. Ziegler und nicht zuletzt von der berühmten María Grever. Bei seiner Begrüßung übersetzte Frater Patrick den Titel mit „Gefühl und Empathie“. Manuela Jahrmärker als Veranstalterin zeigte sich hoch erfreut über den voll besetzten Cramer Klett-Saal. Sie erinnerte an die Entstehung der Reihe „Klassik im Kloster“ und widmete das Konzert ihrem Ideengeber und Förderer Dr. Ing. E.h. Hans Georg Huber (1942-2014), der zusammen mit dem damaligen Abt, Bischof Gregor Maria Hanke, neben dem ökologischen auch den geistig kulturellen Auftrag eines Klosters wiederbeleben wollte. Sie wünschte einen „romantisch gefühlvollen“ Abend: Um es vorwegzunehmen, das wurde er – und zwar in höchster Vollendung. Die übersetzten Texte, die dankenswerter Weise im Programmblatt abgedruckt waren, sorgten für ein gutes Verständnis der Lieder, in denen es um Liebe, ihren Verlust, aber auch um Verzweiflung geht.
Dann greift Marioara Trifan in die Tasten, und der Tenor Armando Elizondo fordert stimmgewaltig und leidenschaftlich: „Dime que si – Sag’ mir ja“. Eine schöne, weiche Stimme, treffsicher bis in die höchsten Töne und dazu eine schlichte Gestik erinnern an Schönes und Liebes, aber auch heftiger stimmlicher Ausbruch, wenn Zweifel an dieser Liebe aufkommen, gelingt ihm natürlich und ohne jede Forcierung. Hervorragend, wie die vielen Nuancen in diesem Zwiespalt stimmlich dargestellt werden, wie er Phrasen gestaltet und Höhepunkte setzt. So auch in „Meine Seele“, wiederum von Grever, wo er zu lächelnd lieblichen Töne findet, wenn „ich eine Seele wie die meine träfe“.
Viel zu leisten hatte die Pianistin Marioara Trifan an diesem Abend, stets die Stimmungen, die im Programm abwechslungsreich aufeinander folgten, vorzugeben und aufzugreifen. Souverän, fast stoisch, mit perfekter Technik begleitet sie, lässt sicher ihre Finger über die Tasten gleiten, trifft immer die passende Dynamik und interagiert gekonnt mit den Solisten. Tiefe Töne auf dem Flügel stehen da einmal für die Nacht, die der Bassist Daniel Noyola mit ebenso tiefen, vollen Tönen Ausdruck verleiht. Da kommt düster schaurige Stimmung auf. Dann wieder in sich versunken, ruhige, sonore Töne, Abschied liegt in der Luft. Großartige stimmliche Momente gelingen Noyola in Zieglers „Roter Tango“, wobei auch das Schauspielerische nicht zu kurz kommt. Leidenschaftlichst besingt er das Rot, weil alle Liebe beim roten Sonnenuntergang gestorben ist. Das Klavier weiß dies zu bekräftigen. Nur der rote Tango bleibt.
„Ich heirate nicht!“ Trotzig zieht die Koloratursopranistin Scherhezada Cruz in diesem Lied von R. Castro die Konsequenz. Mit glasklarer Stimme auch in höchsten Lagen besingt sie ihr fiktives Schicksal, weiß dies geschickt mit viel Gestik und Mimik zu unterstreichen, ja wirkt in der Tat verzweifelt, weinerlich. In vier Liebesmadrigalen von Rodrigo lässt die Sopranistin ihre helle Stimme erklingen, singt gefühlvoll, auch keck, schelmisch und verträumt. In einem Duett von E. Oteo mit dem Bassisten Noyola wird herrlich schön und schauspielerisch sehenswert von einer alten Liebe gesungen, die „niemals Lebewohl sagt“. Temperamentvoll, sicher und strahlend singt Cruz in den höchsten Lagen. Die Koloraturen und Verzierungen gelingen wie selbstverständlich. Nachdem einzelne Nummern schon mehrfach zu Bravo-Rufen herausgefordert hatten, gibt es am Ende des Abends stehenden Applaus und viele Bravo-Rufe dazu.
Die Zugabe wird zu einem weiteren Höhepunkt. Begleitet von Marioara Trifan singen Scherhezada Cruz, Armando Elizondo und Daniel Noyola das bekannte „Granada“. Herrlich klingen die Stimmen, als Solo und natürlich als Trio, sogar die Zuhörerschaft durfte einstimmen. Nochmals stehende Ovationen und Rufe – so endete das wunderbare Konzert.
Johann Grad (Text und Bild)