28. Januar 2024: Klavierduo Anna Buchberger und Yinghua Huang erobert die Herzen seiner Zuhörer
Mit dieser Kolumne wollen wir unseren Konzertbesuchern, aber auch all jenen, die erwägen, einmal selbst zu einem Abend zu kommen, einen Einblick geben in die Reihe ‚Klassik im Kloster‘.
Beim Eintreten in den Cramer Klett-Saal werden Besucherinnen und Besucher etwas irritiert gewesen sein. Der Konzertflügel stand mitten im Raum, dazu zwei längs gestellte Sitzbänke, und in einem großen Oval um das Instrument herum waren die Stühle für die Zuhörenden platziert. Mit einiger Fantasie konnte man sich Wohnzimmeratmosphäre vorstellen wie weiland bei Franz Schubert (1797–1828). Oftmals spielte er bei und mit Freunden seine Kompositionen. So entstand der Ausdruck „Schubertiade“, der heute auch Konzertreihen und Musikfestspiele bezeichnet.
Zu dieser Art von Aufführungen im „privaten Zirkel“ passte sehr schön dieser Konzertabend, den Anna Buchberger und Yinghua Huang, um es vorweg zu nehmen, exzellent gestalteten.
Am Anfang standen denn auch Schuberts „Lebensstürme“, das große Allegro in a-moll für Klavier zu vier Händen. Und stürmisch mit heftigen Schlägen eröffnete das Duo, ein heftiges Allegro folgte, so hart, wie es oftmals im Leben zugeht. Doch zart perlende Läufe und harmonische Passagen entführten die Zuhörenden wieder in eine liebliche Welt. In diesem Hin und Her von Gefühlen zeigten die Pianistin und der Pianist, wie souverän sie das Zusammenspiel beherrschen. Beide agieren solistisch sicher technisch und gestalterisch perfekt, doch im Duo wird auch anderes verlangt. Töne eines jeden müssen bei Akkorden perfekt zur gleichen Zeit erklingen; und damit ein Piano zu vier Händen auch als Piano klingt, müssen sich beide ein Äußerstes an technischer Perfektion abverlangen: nämlich einen tragenden Klang trotz leisester Dynamik erzeugen. Ein Klavierduo bildet ein echtes „Team“: Man muss fortlaufend auf den anderen eingehen, und das heißt: Der, der das Pedal bedient, muss auch den Part des jeweils anderen dabei zu bedenken; dann gilt es zum Beispiel den Platz – also die Tasten – schnell für den anderen freizugeben; zu erkennen, wann eher eine Begleitfigur zu spielen ist und wann die eigene Melodie hervortreten soll. Und wie heißt es so schön: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Jeder hat seinen eigenen Teil zu spielen, aber alles muß eine perfekte Einheit ergeben oder anders ausgedrückt, dem Publikum ein wunderbares Hörerlebnis vermitteln. Und das ist den beiden meisterhaft gelungen. Sie haben nach eigener Angabe privat zusammen gespielt, sich aber auch bestens für den Abend vorbereitet.
Das merkte die Zuhörerschaft auch bei der „Petite Suite“ von Claude Debussy (1862-1918), vier kleinen Stücke von einer gewissen Leichtigkeit. En Bateau, eine Bootsfahrt, gefällig und schön fließend gespielt, Cortège, ein Aufzug, bei dem beide abwechselnd solo spielen und sich wieder einklinken und der mit einem feinen Schluss endet. Es folgte ein Menuett, flott gespielt, dem sich ein Ballett mit locker leichtem Walzertempo anschloss.
Das Programm rundeten Märchen für Kinder ab: „Ma Mère l’Oye“ von Maurice Ravel. Und auch diese Miniaturen gestaltete das Duo genau zum Inhalt passend. Für das schlafende Dornröschen ein verträumtes, fast trauriges Spiel, den kleine Däumling lässt das Duo laufen mit Tönen im oberen Bereich der Tastatur, wo tatsächlich alle Finger Platz finden. Die Kaiserin der Pagoden lebt in fernöstlichen Gefilden, wie die Glockenschläge, technisch perfekt gespielt, mitteilen. Bei „Die Unterhaltungen der Schönen und das Biest“ gehören die hellen Passagen der Schönen und die dunklen dem Biest, das schließlich ein effektvolles Glissando erlöst. Und zuletzt der „Der feengleiche Garten“, eine stimmige Musik, in der sich alle wohl fühlen.
Kräftiger Applaus belohnte das Duo für den wunderbaren Abend, und natürlich gab es eine Zugabe: Anna Buchberger und Yinghua Huang spielten ein Stück von Mozart, schön und einfühlsam, einen „Seelenschmeichler“, wie eine Zuhörerin sich freute.
Johann Grad
(Text und Bild Johann Grad)