Auch wenn das neue Jahr schon vor einiger Zeit begonnen hat: Mit Musik kann man es jetzt immer noch begrüßen. Zumal wenn ein Konzert mit Unterhaltsamem, Melodischem und Virtuosem gegeben wird, wie Dr. Manuela Jahrmärker es tituliert hat und das die Geschwister Creuz vor zahlreichen Besucherinnen und Besuchern gestalteten. Pauline Creuz begleitete souverän am Klavier Lewin Creuz, der auf der Geige brillierte.

Die Solisten eröffneten den Abend mit einem Tribut an den genius loci, indem sie eine ‚Melodie‘ aus Glucks Orfeo ed Euridice spielten, der die dynamische und kraftvolle Polonaise D-Dur von Henryk Wieniawski folgte. Nach den ersten gefühlsbetonten Sequenzen wurde die perfekte Technik des jungen Geigers bei allerhöchsten Tönen, Glissandi oder rasenden Saitenwechseln erkennbar. Auch die Pianistin agierte fest zupackend und zeigte ihr Können bei schnellen Läufen. Als Gemeinschaftsprojekt dreier Komponisten für Klavier und Geige stellt die F.A.E. Sonate etwas Besonderes dar. Johannes Brahms steuerte das Scherzo dazu bei. Stürmisch eröffnete der Violinist das Stück, kräftig und massive Klavierakkorde steuerte die Pianistin hinzu, ein mehr romantischer Mittelteil mit sanftem Spiel folgte, steigerte sich wieder und endete mit ruhigen Klängen.

Wolfgang Amadeus Mozart durfte an diesem Abend nicht fehlen. Das Duo spielte zuerst die Sonate G-Dur. Das Allegretto con spirito erklang leicht dahinfließend, die Geige antwortete leicht, locker und luftig auf die Melodien des Klaviers, das immer wieder hervortrat. So ergab sich ein perfektes Zusammenspiel, aus dem sich frische und fröhliche Musik entwickelte.

Ganz anders dann Mozarts Violinsonate in e-moll, die 1778 in Paris entstand, wie Lewin Creuz berichtete. Es ist Mozarts einzige Sonate für Klavier und Geige in Moll, was denn auch dem Werk seinen melancholischen Grundton verleiht. Aus Dimitri Kabalewskis Violinkonzert erklang der 2. Satz, bearbeitet für Violine und Klavier. Beim Zusammenspiel verstanden sich die Geschwister blind. Der Geiger konnte sein großartiges Können in vielerlei Hinsicht – vom schnellen und sicheren Lagenwechsel bis zum Glissando am Schluss – zeigen. Danach hatte Pauline Creuz mit Liszts Sonetto 104 ihren Soloauftritt. Schnelle Läufe gelangen ausgezeichnet und auch heftige Passagen schaffte sie mit einer gewissen Leichtigkeit.

Camille Saint-Saëns’ Introduction et rondo capriccioso verlangt dem Geiger rasend virtuoses Spiel auf höchstem Niveau ab. Schnellste Lagenwechsel, zweistimmiges Spiel, leidenschaftliches Glissando, dann wieder zart und einfühlsam, der Bogen ‚sprintet‘ gleichsam über die Saiten, dazwischen breit und mit vollem Klang gestrichene Töne: Alles gelang wie selbstverständlich; Creuz entriß die Töne förmlich den Saiten seines Instruments, und rauschender Beifall entließ ihn in die Pause. Bei den Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate konnte Lewin Creuz sein ganzes virtuoses Können ausspielen, so daß man das begleitende Klavier beinahe vergaß. Zweistimmiges Spiel, höchste Flageolett-Töne, leise und fast nicht mehr hörbar, bei denen sich das Klavier zurückzuhalten hat, dann wieder feste Töne, rascheste Saitenwechsel, große Sprünge, feinste Glissandi, rasche Läufe, Pizzicato, Triller und andere virtuose ‚Capriolen‘ sind hier gefragt: Am Ende starker Beifall und Bravo-Rufe. Eine Zugabe musste sein, sie wurde mit stehenden Ovationen gefeiert. Und dann ein letzter Höhepunkt, indem Lewin Creuz als „Teufelsgeiger Paganini“ noch einmal seine ganze Virtuosität hervorkehrte: Mit sichtlicher Freude an den Herausforderungen und ohne jede Intonationsschwäche präsentierte er die 9. Caprice aus Liszts 24 Capricen für Geige solo. Schon die Doppelgriffe des so gefälligen wie schwierigen Jagdthemas gelangen perfekt, und mit ebensolcher Lust meisterte er dessen Variationen – mit Akkorden die eine und Läufen die andere. Mit rauschendem Applaus wurden die Geschwister Creuz schließlich entlassen; man ist gespannt, wie sich der Geiger in den nächsten Jahren entwickelt.

Johann Grad

Foto: Johann Grad

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