Am 4. Juli lud das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zur feierlichen Verleihung des Förderpreises Nachwachsende Rohstoffe in der Rittersaal im Straubinger Herzogschloss.

Den Festvortrag hielt Ministerialdirigent Dr. Johann Niggl, Leiter der Abteilung Erneuerbare Energien und Energiedialog des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Stellvertretend für den abwesenden bayerischen Energieminister Hubert Aiwanger überreichte er an Frater Richard Schmidt OSB den Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe für das neu errichtete Holz-Stroh-Haus St. Wunibald der Benediktinerabtei Plankstetten. Den Preis erhielt das Kloster für den Bau des dreigeschossigen Passivhauses in Holzstrohbauweise aus baubiologischen unbedenklichen Rohstoffen.

Den Förderpreis 2021 nahm Frater Richard Schmidt OSB zusammen mit Zimmerermeister Manfred Bogner und dem Architekturbüro Hirner + Riehl entgegen.

Mit dem Neubau des Hauses St. Wunibald hat das Kloster Plankstetten ein einzigartiges Referenzprojekt für klimaschonendes Bauen in Europa geschaffen: Das Mehrzweckgebäude in dem ein Kindergarten, die Pfarrverwaltung und 30 Gästezimmer eingebaut wurden, ist mit Holz aus dem klostereigenen Forst und Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klosters errichtet sowie innenseitig mit Lehm verputzt. Stroh ist ein uralter Baustoff, der schon beim Wachstum CO2 bindet, im Gegensatz zu herkömmlichen Baustoffen, deren Produktion zu CO2-Emissionen führt. Im Haus St. Wunibald verbindet sich alte Handwerkskunst mit ökologischem Pioniergeist. Das Kloster Plankstetten zeigt damit, wie Klimaschutz im Gebäudesektor gelingt.

Neben der geforderten energetischen Einhaltung des Passivhausstandards kamen, soweit baukonstruktiv möglich, ausschließlich CO2-neutrale Baustoffe aus regionaler Herstellung zur Verwendung. So konnten die Hauptgewerke an Firmen in der Region vergeben werden. Die im eigenen Klosterforst geschlagenen und im Sägewerk zugeschnittenen Baumstämme wurden nach deren Trocknung direkt vor Ort von der Zimmerei Holzbau Bogner als nebeneinanderliegende Deckenbalken eingebaut. Hierfür wurden insgesamt 500 massive Balken verwendet.

Die Wände bestehen aus Holzrahmen, in welche die Mitarbeiter der Zimmerei Holzbau Bogner insgesamt 2.500 Strohballen gepresst haben. Die Strohballen wurden auf dem Klostergut Staudenhof gefertigt. Die mobile Strohpresse der österreichischen Firma Sonnenklee hat das Stroh entstaubt, geformt und verdichtet. Anschließend wurden die Strohballen von der Baustroh GmbH als Baustoff geprüft und ausgewiesen. Beim Innenausbau kommt im gesamten Gebäude Hanf zur Isolation und Schallschutzdämmung zum Einsatz.

Mit der Entscheidung für die Holz-Strohbauweise haben die Mönche ein Vorbildgebäude geschaffen, das mit drei strohgedämmten Geschossen das größte seiner Art in Süddeutschland ist. Der Neubau zeigt, dass ökologisch nachhaltiges und energieeffizientes Bauen auch im öffentlichen Bauwesen in dieser Größenordnung möglich ist und in eine historische und denkmalgeschützte Klosteranlage integriert werden kann.

Steckbrief Haus St. Wunibald

– Gebäudeart: Mehrzweckgebäude, Passivhausstandard

– Auftraggeberin: Benediktinerabtei Plankstetten

– Jahr der Fertigstellung: Ende 2021

– Baubeteiligte (Auswahl):

• Architekturbüro: hirner & riehl architekten und stadtplaner https://www.hirnerundriehl.de/project/haus-st-wunibald/

• Tragwerksplanung: LERZER ING + Plan GmbH

• Objektüberwachung: Ingenieurbüro Seibold + Seibold

• Holz-Stroh-Konstruktion: Holzbau Bogner GmbH

• Ausweisung der klostereigenen Strohballen als Baustoff: Baustroh GmbH

– Nutzungsfläche: 1.555 m²

– Kosten (gesamt): 6.000.000 € (Die Kosten beinhalten Aufwendungen, die im Zusammenhang mit besonderen Anforderungen an den Brandschutz, den Schutz des kulturellen Erbes und das Georisiko eines Erdrutsches stehen.)

– Strohbauweise: Holzständerkonstruktion mit Strohballenausfachung aus vorgefertigten Elementen

– Menge des im Projekt verwendeten Strohs: 300 m³

– Entfernung zwischen der Strohversorgung und dem Projekt: 1,5 km

– Menge des im Projekt verwendeten Holzes: 400 m3 Fichtenholz aus dem eigenen     Klosterforst

Projektförderer:

– Interreg-Projekt UP STRAW (gefördert vom Interreg-Programm North-West-Europe)

– Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

– Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

– der Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

– Stadt Berching

– Diözese Eichstätt

Weitere Informationen auf: www.kloster-plankstetten.de/strohbau

Bild von C.A.R.M.E.N.e.V.

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