Wie kann man sich heute ein Leben im Kloster vorstellen?

Oft dominieren Bilder aus Filmen oder der Werbung unser Bild von Mönchen und deren Leben. Diese Bilder weisen jedoch meistens nur wenig Übereinstimmung zum Mönchsleben im 21. Jahrhundert auf, das eine Brücke schlägt zwischen den Ursprüngen des Mönchtums in der Antike, der Regel des heiligen Benedikt und den heute aufscheinenden Zeichen der Zeit.

Benediktinisches Mönchtum wird seit jeher mit der Aufforderung „ora et labora“ verbunden. Aber benediktinisches Leben ist noch mehr als Gebet und Arbeit:

„Sie leben als klösterliche Gemeinschaft und dienen unter Regel und Abt“ Benediktsregel 1,2

„Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen. Er führe uns gemeinsam zum ewigen Leben“ Benediktsregel 72,11.12

Leben im Kloster heißt Leben als Gemeinschaft. Diese entsteht jedoch nicht durch persönliche Sympathie, sondern sie entspringt der gemeinsamen Berufung in die Nachfolge Christi. Konkret zeigt sie sich beim Gottesdienst, im gemeinsamen Besitz, den Mahlzeiten, bei gemeinsamer Erholung und Ausflügen. Im Kloster tragen und ertragen die Mitbrüder einander auf ihrem Weg der Gottsuche.

„Das viele Reden nicht lieben“ Benediktsregel 4,52

„Immer müssen sich die Mönche mit Eifer um das Schweigen bemühen.“ Benediktsregel 42,1

Das Wort Mönch enthält das griechische Wort „monos“, d.h. „allein“. Jeder Mönch hat eine eigene Zelle, wo er sich immer wieder zurückziehen kann, um bei sich selbst zu wohnen, indem er allein Christus in sich wohnen lässt.

Für diese Gottessuche des Einzelnen ist neben der Mönchsgemeinschaft auch Einsamkeit und Stille notwendig, denn nur so kann der Mönch in sich hinein und auf Gott hören. In zu vielem Reden und zu viel Geselligkeit lauert die Gefahr der Zerstreuung.

Deswegen zogen sich schon die Wüstenväter in die äußere Stille der Einöde zurück, um den Lärm der inneren Kämpfe wahrzunehmen und diese mit Gottes Hilfe auszutragen und die bösen Gedanken zu besiegen.

 „Dem Gottesdienst soll überhaupt nichts vorgezogen werden.“ Benediktsregel 43,3

„Sich oft zum Beten niederwerfen“ Benediktsregel 4,56

„Bete!“ steht nicht umsonst an erster Stelle des benediktinischen Mottos „ora et labora! – Bete und Arbeite!“Das Gebet prägt jeden einzelnen Tag und somit das ganze Leben eines Mönches. Das Ziel des Stundengebetes ist es Gott zu loben und gleichzeitig bereit zu sein, von Gott in einem Psalmenwort direkt angesprochen zu werden.Der hl. Benedikt mahnt aber auch oft allein zu beten, mit Gott zu sprechen, sich an ihm auszurichten und von ihm immer wieder neu ausrichten zu lassen. Das Gebet ist der Anfang alles Guten (RB Prol 4) und die Kraftquelle aus der es, mitunter auch unter Mühen, beständig zu schöpfen gilt.

„Sie sollen frei sein für die Lesung“ Benediktsregel 48,4

„Heilige Lesungen gern hören“ Benediktsregel 4,55

Oft wird der benediktinische Grundsatz „ora et labora!“ durch „et lege! – und lies!“ ergänzt, damit ist aber nicht das Lesen in einem x-beliebigen Buch gemeint, sondern „lectio divina“, d.h. einer Methode, sich der Heiligen Schrift durch Lesen und Wiederholen, Beten und Meditieren immer mehr zu nähern.

Auch für die „lectio divina“ gilt die Mahnung Benedikts ganz am Beginn seiner Regel: „Höre!“ (Prol 1). Wenn er sagt, die Mönche sollen „frei sein für die Lesung“, so heißt dies frei und offen zu sein, Gottes Wort an sich heranzulassen und in sein Herz aufzunehmen und es vor allem auch Tat werden zu lassen.

In unserem Kloster hat die „lectio divina“ ihren festen Platz zwischen Vigil und Laudes.

„Sie sind dann wirklich Mönche, wenn sie wie unsere Väter und die Apostel von ihrer Hände Arbeit leben.“ Benediktsregel 48,8

„Damit in allem Gott verherrlicht werde“ Benediktsregel 57,9

Wenn auch die Aufforderung zur Arbeit hinter dem Gebet zurücksteht, so kommt der Arbeit im Kloster trotzdem eine große Bedeutung zu. Indem Benediktinermönche selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen, folgen sie dem Beispiel der Apostel und der Wüstenväter.

Wie das obige Zitat aus der Benediktsregel zeigt, sollen die Mönche aber in allem, also auch in der Arbeit, Gott verherrlichen, ihm dienen und ihn suchen.

In diesem Geist arbeiten wir Plankstettener Mönche in vielfältigen Aufgabenbereichen. So können wir uns auch heute noch weitgehend mit eigenen Erzeugnissen aus unserer Landwirtschaft, Gärtnerei, Metzgerei und Bäckerei versorgen. Die in diesen Bereichen tätigen Mitbrüder werden von vielen Angestellten tatkräftig unterstützt. So ist es uns möglich auch eine Vielzahl unserer Klosterprodukte zu verkaufen und so unseren Lebensunterhalt zu sichern und unsere historische Klosteranlage zu erhalten. Einige unserer Mitbrüder sind auch in der Seelsorge in Pfarreien, unserem Gästehaus, dem Jugendhaus Schneemühle und dem Schuldienst tätig.