Im Jahre 2019 entstand das „Zentrum für Schöpfungsspiritualität“ am Gäste- und Tagungshaus als Kooperation zwischen der Benediktinerabtei Plankstetten und dem Bistum Eichstätt.
Schöpfungsspiritualität generiert ausgehend vom christlich-biblischen Verständnis ein bestimmtes Gottes-, Menschen und Weltbild. Dem Menschen als Ebenbild Gottes ist es aufgegeben, in Einklang mit der Schöpfung zu leben. Hierzu gehört die Erfahrung, dass man in der Schöpfung den Schöpfer erkennen kann. Sie lädt zum Lob des Schöpfers ein. In ihren Ausprägungen und Rhythmen ist die Schöpfung Grundlage des Lebens, der Liturgie und der persönlichen Frömmigkeit.
Das Zentrum für Schöpfungsspiritualität (ZfS) versteht sich als Fortbildungs- und Beratungszentrum und bietet unterschiedliche Veranstaltungen an und kooperiert mit vielfältigen Partnern.
Der praktische Ansatz wird hier in einem Dreischritt abgebildet:
1. Schauen … Beobachten … Wahrnehmen
Die Menschen machen eine ganz konkrete Erfahrung mit einem Teil der Schöpfung.
2. Erklären … Staunen … Bewundern
Die Erfahrungen werden sowohl naturwissenschaftlich, als auch mit Blick in die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche erklärt.
3. Danken … Loben … Handeln
Erfahrenes und Verstandenes findet seinen Ausdruck im Dank und im Handeln. Je nach Teilnehmer kann dies in liturgischen Formen oder anderweitig geschehen. Erlebtes, Erklärtes und Gelobtes führt zu einem schöpfungsgemäßen Lebensstil (z. B.: Bio-Lebensmittel, Fair Trade, alternative Mobilitätskonzepte etc.).
Ausgehend von geistlichen Reflexionen, eigenen Erfahrungen und dem Wissen um die natürlichen Zusammenhänge sollen die Teilnehmer Handlungsoptionen für einen schöpfungsadäquaten Lebensstil erarbeiten und befähigt werden dies für sich selbst und in ihren Handlungsfeldern umzusetzen.
Was ist Schöpfungsspiritualität?
Um die Frage zu beantworten, worum es bei der Schöpfungsspiritualität geht, ist es sinnvoll, auf unseren Glauben zu schauen, denn Spiritualität ist die persönliche Durchformung des Glaubensgutes, das uns die Kirche bietet.
In Gen 1,1-2,4b lesen wir, dass der Mensch am sechsten Tag in die Schöpfung gesetzt wird. Damit sagt der Text etwas radikal Wichtiges: Der Mensch findet eine Schöpfung vor, die er nicht gemacht hat. Der Ursprung der Schöpfung liegt außerhalb seiner selbst.
Der Mensch ist Teil einer Wirklichkeit, die sich nicht ihm, dem Menschen, verdankt, sondern die ihren Ursprung in einem anderen hat; dies hat der Mensch mit der Schöpfung, in der er lebt, gemeinsam. Die Schöpfung kann aufgrund ihres göttlichen Ursprungs nicht vollständig erklärt werden; neben den Naturgesetzen, die als Erklärungsmuster verstanden werden können, gibt es gleichbedeutend auch einen Deutungsspielraum.
Der Mensch steht in der Schöpfung immer wieder Phänomen gegenüber, die er sich nicht ohne weiteres erklären kann und die ihn in seinen Fähigkeiten fordern, herausfordern und überfordern. Die Schöpfung lockt das Interesse des Menschen und seines Forschergeistes. Die Frage nach dem Woher, dem Wohin und dem Sinn alles Geschaffenen ist eine Frage nach der göttlichen Natur, nach dem göttlichen Ursprung … wird zur Frage nach der Religion.
Der Mensch, der in der Begegnung mit dieser von ihm unabhängigen Wirklichkeit lebt, kann sein Dasein nur sinnvoll gestalten, wenn er sich diesem ganz Anderen, dem Fremden, im letzten dem Göttlichen öffnet und mit ihm zu leben versucht. Dieses Phänomen, mit dem Fremden, im letzten mit dem Göttlichen zu leben, bezeichnen wir allgemein als Religion, aus der dann Kulte, Kulturen und Kulturlandschaften entstehen.
Dort, wo sich Menschen im Interesse des Lebens um die Schöpfung sorgen, wächst auch die Kultur und im letzten die Religiosität und alles, was dazu gehört. In ihrem Bemühen um die Schöpfung kommen Menschen mit dem Göttlichen in Berührung, woraus das Bedürfnis erwächst, dieser Gotteserfahrung Ausdruck zu verleihen; im Kult drücken sich also Erfahrungen des Menschen mit der Schöpfung aus. D. h. in den Grundfragen nach der Schöpfung, nach der Natur und nach der Umwelt kommen langfristig auch kulturelle und religiöse Frage zur Sprache. Das Bemühen um die Schöpfung ist die Basis, die die unterschiedlichen Gruppierungen einer Gesellschaft zusammenführt und wieder ins Gespräch bringt. Da Schöpfung, Glaube und Spiritualität zusammengehören, ist die Kirche Gesprächspartner in diesem gesellschaftlichen Diskurs.
Grundlagen des Zentrums
Grundlagen für unser Engagement im Bereich Schöpfung und Schöpfungsspiritualität sind die Schöpfung an sich, die Heilige Schrift, die Regel des hl. Benedikt, die Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, wobei die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus (2015) eine besondere Rolle spielt, und die Dokumente der Bischofskonferenzen.
- Wichtig ist es, die Umwelt als Schöpfung in ihren vielfältigen Kompartimenten (Pflanzen, Tiere, Steine, Boden, Klima und deren ökosystemare Verknüpfung …) zu kennen und selbst zu erleben, um sich davon faszinieren zu lassen. Ein Schwerpunkt ist die Betrachtung des Menschen in seiner körperlichen, geistigen, geistlichen, seelischen und sozialen Verfasstheit als Teil der Schöpfung.
- Biblische, theologische und spirituelle Texte helfen zu verstehen, dass Gott die Schöpfung sehr gut gemacht und sie dem Menschen anvertraut hat. Die Schöpfung dient nach Hildegard von Bingen der Heilung und dem Heil des Menschen.
- In der 1500 Jahre alten Regel des hl. Benedikt ist der besondere Wert der Regionalität und Nachhaltigkeit zu erkennen, womit auch eine besondere Wertschätzung der Menschen vor Ort, ihrer Begabungen und Talente verbunden sind.
- Die lehramtlichen Dokumente regen an, die weltweite Zerstörung der Umwelt mit ihren ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen ins Blickfeld zu nehmen.
Unsere Gesellschaft entfernt sich zurzeit wieder vom gelebten christlichen Glauben, in dem Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde bekannt wird. Die Bedeutung der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden wird deutlich geringer. Die innere Motivation, ökologisch zu leben, hat in der Zivilgesellschaft und auch in der Kirche eine hohe Bedeutung und Handlungspriorität.
Eine neue Schöpfung in Christus zu sein, was uns durch die Offenbarung aufgegeben ist, bringt die umfassende Liebe Gottes zum Ausdruck und schafft den Raum, in dem jedes Teil der Schöpfung, einschließlich des Menschen, zu seiner Geltung kommt. Dieser Glaube der Kirche, in dem Vielfältigkeit und Individualität seinen Platz haben, macht die Kirche zu einem attraktiven Lebensraum und in ihrer Außenwirkung zu einem stabilen und verlässlichen Partner in der Gesellschaft, wodurch sie ihrem missionarischen Auftrag gerecht wird.
Ziele des Zentrums
Das Zentrum für Schöpfungsspiritualität bietet einen Rahmen in dem Interessierte unter fachlicher Anleitung Schöpfung erleben und reflektieren können, sodann versteht es sich als ein Fortbildungs- und Beratungszentrum, in dem unterschiedliche Veranstaltungen angeboten werden, u.a. in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern.
Daraus ergeben sich des Weiteren folgende Ziele:
- Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde in der Heiligen Schrift und der Tradition der Kirche und im Leben wahrnehmen.
- Vereinbarkeit/Unvereinbarkeit des Schöpfungsglaubens mit den modernen Naturwissenschaften erkunden.
- Geheimnis und Transzendenz der Schöpfung annehmen (Schöpfungsspiritualität).
- Vermittlung von Kenntnissen zu einzelnen Faktoren der Schöpfung.
- Die Schöpfung als Quelle von Wissen und Ort der Muße wahrnehmen.
- Herstellung eines Bezugs zwischen Schöpfung und dem eigenen Leben, auch mit kreativ-künstlerischen Mitteln.
- Veränderung der persönlichen Wahrnehmung von Schöpfung und Stärkung der Handlungsmotivation für einen ökologischen Lebensstil.
- Rückführung der Erkenntnisse auf Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde
Struktur und Personen / Veranstaltungen des Zentrums
Struktur und Personen
Struktur:
- verortet an der Benediktinerabtei Plankstetten
- Kooperation mit dem Bistum Eichstätt
- eigene Veranstaltungen des ZfS
- gemeinsames Programm mit den Institutionen des Bistums Eichstätt (KEB, Vereine …)
Kuratorium:
- H. H. Generalvikar Michael Alberter
- Dr. Ludwig Brandl
- Lisa Amon
- H.H. Abt Dr. Beda Maria Sonnenberg OSB
- Frater Hrabanus Maurus Walper OSB
Zentrum für Schöpfungsspiritualität:
- Leitung: H. H. Abt Beda Maria Sonnenberg OSB
- Mitarbeit: Frater Hrabanus Maurus Walper OSB
Veranstaltungen des Zentrums
Alle Veranstaltungen des Zentrums für Schöpfungsspiritualität sind im Kursprogramm der Benediktinerabtei Plankstetten zu finden – sie sind mit einem grünen Kleeblatt gekennzeichnet.
Link zur pdf-Kursprogramm unter „Kurse“
Download
Hier bieten wir ihnen verschiedene Dokumente und Informationen zu den Themen Schöpfungsspiritualität und Nachhaltigkeit an.
Ablauf einer Haussegnung
Ablauf einer Hofsegnung
Material für eine Bittprozession
Material für die Segnung von Kräuterbüschen an Maria Himmelfahrt
Verzeichnis: Heilige mit Schöpfungsattributen – und entsprechendes Brauchtum
Verzeichnis: Schöpfungsspiritualität in Texten der Kirchenväter und Kirchenlehrer
Sammlung: Wie und wo finde ich Informationen zu einem nachhaltigen Lebensstil?
Sammlung: Darstellungen der Schöpfung in verschiedenen Kunstepochen
Kurs Programm Plankstetten
Kurse, die in einem besonderen Maß auf den Schöpfungsgedanken eingehen, sind mit einem Kleeblatt gekennzeichnet.