Über das Leben des hl. Benedikts, unseres Ordensgründers und des „Vaters des abendländischen Mönchtums“ haben wir zwei Quellen:
- Seine um 530 geschriebene Ordensregel (Regel des heiligen Benedikt – RB), die seine Spiritualität sichtbar macht und nach der er selbst gelebt hat.
- Eine Lebensbeschreibung aus der Feder des heiligen Papstes Gregor des Großen (540 – 604) im „Zweiten Buch der Dialoge“.
Rom und Weg in die Einsamkeit
Benedikt wurde um 480 in Nursia geboren und zum Studium nach Rom geschickt. Entsetzt über das zügellose Treiben dort, brach er seine Studien ab und verließ das Haus und die Güter seines Vaters. Papst Gregor schreibt dazu über Benedikts Motiv:
„Gott allein wollte er gefallen, deshalb begehrte er das Gewand gottgeweihten Lebens.“ (Dialoge Prol 1).
Anfang in Subiaco
Zunächst schloss er sich einer Gemeinschaft von Einsiedlern in Effide an. Wenig später zieht er sich jedoch ganz allein in eine Höhle bei Subiaco zurück und folgt somit dem Beispiel der Wüstenväter. Nach drei Jahren entdecken ihn Hirten und verbreiten die Nachricht von dem jungen Einsiedler … zahlreiche Menschen kamen, um ihn in Glaubensangelegenheiten um Rat zu bitten. Die Mönche des nahen Klosters Vicovaro wählten ihn, trotz seines Widerstandes, zu ihrem Abt. Benedikt achtete sehr streng auf die Einhaltung der Regel, die für dieses Kloster galt; so streng, dass ihn schließlich die Mönche vergiften wollten, aber durch ein Wunder missglückte der Anschlag und Benedikt zog sich erneut in die Einsamkeit von Subiaco zurück.
Klostergründungen in Subiaco und Weggang nach Monte Cassino
Nachdem sich viele junge Männer um ihn versammelt hatten, weil sie Gott dienen wollten, gründete der Heilige im Tal von Subiaco zwölf Klöster. Der Neid und die Angriffe des Ortspfarrers Florentius bewogen ihn, seine Gründungen zu verlassen, um deren Existenz nicht zu gefährden.
Mit einigen wenigen Mönchen zog er fort und begann um 529 mit seiner bedeutendsten Gründung auf dem Monte Cassino. Für dieses Kloster verfasste er nun auch die Regel, nach der die Mönche und Nonnen bis heute leben. Papst Gregor kommentiert, nachdem er über zahlreiche durch Benedikt gewirkte Wunder berichtet hatte:
„Er schrieb eine Regel für Mönche, ausgezeichnet durch maßvolle Unterscheidung und wegweisend durch ihr klares Wort. Wer sein Wesen und sein Leben genauer kennenlernen will, kann in den Weisungen dieser Regel alles finden, was er als Meister vorgelebt hat: Der heilige Mann konnte gar nicht anders lehren als er lebte.“ (Dialoge Kap. 36).
Benedikts Tod und die Bedeutung des Heiligen
Am 21. März wird in den Benediktinerklöstern das Fest „Heimgang unseres heiligen Vaters Benediktus“ gefeiert: Benedikt starb im Jahre 547 in seinem Kloster auf dem Monte Cassino, wie Papst Gregor berichtet: Er lässt sich von seinen Mitbrüdern in die Kirche bringen, empfängt die heilige Kommunion und stirbt stehend, gestützt auf die Arme seiner Schüler. Im „Oratorium des heiligen Johannes“ wurde er begraben.
Seine Mönche mussten aber bald das Kloster auf der Flucht vor den Langobarden verlassen und begaben sich nach Rom. Trotzdem entwickelten seine Regel und die von Papst Gregor verfasste Lebensbeschreibung eine so gewaltige Wirkung, dass Benedikt den Titel „Vater des abendländischen Mönchtums“ bekam und im Jahre 1964 von Papst Paul VI. zum Patron Europas erhoben wurde. Als solcher wird er am 11. Juli von der Kirche gefeiert.
Benedikts Mönchsregel
In einer durch die beginnende Völkerwanderung und den Niedergang des dekadenten römischen Reiches unruhigen Zeit, im Übergang von der Spätantike zum Mittelalter, schrieb der heilige Benedikt seine Regel, die sich vor allem aus Texten der Heiligen Schrift, der Wüstenväter und besonders aus Zitaten der sogenannten Magisterregel zusammensetzt. Heute würde man einen solchen Text als Plagiat bezeichnen, zu Benedikts Zeit stellte es aber gerade eine Kunst dar, die für das Mönchtum wichtigen und bewährten Grundsätze zusammenzustellen. Eine heutige Regelausgabe mit ihren 73 Kapiteln präsentiert damit einen der spirituell dichtesten Texte des Christentums.
Benedikts Regel enthält eine Fülle von Weisungen für ein gelingendes Leben nach dem Willen Gottes. Der aufmerksame Leser kann darin immer wieder neue Aspekte und hilfreiche Anregungen für sein eigenes Leben finden. Benedikts großartige Leistung besteht eben darin, dass er es geschafft hat, die verschiedenen Texte so zusammenzustellen und zu verbinden, dass eine maßvolle Regel das Ergebnis ist, nach welcher heute noch (1500 Jahre später) gelebt werden kann.