Leben aus dem Ursprung

Von den Klöstern als geistlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentren des Mittelalters und der Barockzeit gingen zahlreiche Impulse in ihr Umfeld aus. Dies ist in der Regel des Hl. Benedikt grundgelegt: jedes Kloster ist autonom, die Mönche können nicht versetzt werden, die Klostergemeinschaft (Konvent) bleibt am Ort (äußere stabilitas) und wächst somit ganz natürlich mit der Region zusammen. Benedikt lehrt einen Lebensstil, der die Mönche ermuntert, bezüglich der notwendigen Dinge des Lebens auf das zurückzugreifen bzw. mit dem zufrieden zu sein, was die betreffende Gegend bietet. Landwirtschaft und Handwerk haben einen hohen Stellenwert, was Autarkie, also wirtschaftliche Unabhängigkeit, ermöglicht.

Das Regionale Autarkiekonzept soll im folgenden kurz dargestellt werden.

1. Verantwortung für das Leben

In die Gottsuche als zentrale Aufgabe der klösterlichen Gemeinschaft ist auch die alltägliche Arbeit eingeschlossen. Es entsteht eine Kultur der Achtsamkeit, die sich auch im verantwortungsvollen Umgang mit dem Leben ausdrückt. Die ökologische Ausrichtung unseres Klosters will diesem Ziel dienen. Das bedeutet:

  • Leben erhalten – auch auf dem Acker
  • Leben respektieren – auch das Leben der Nutztiere, durch die Art der Haltung und Schlachtung
  • Leben schaffen – durch gesunde Lebensmittel aus den Betrieben des Klosters

Die konkrete Realisierung erfolgt nach dem Modell der regionalen und ökologischen Kreislaufwirtschaft. Benediktinische Prinzipien helfen bei der Umsetzung:

  • Stabilitas – Nachhaltigkeit bei der Herstellung der Produkte des Klosters
    Das Prinzip der „stabilitas“ verlangt im übertragenen Sinne Nachhaltigkeit bei der Herstellung der Klosterproduktet. Dies erfordert wiederum, dass sich Mönche um ihre Produkte und deren Qualität persönlich kümmern (personifizierte Qualitätssuche). Jeder Schnellebigkeit bei der Produktherstellung und der Wegwerfmentalität ist eine Absage zu erteilen.

  • Gastfreundschaft – die Klosterprodukte als Botschaft
    Der Hl. Benedikt fordert seine Mönche zur Gastfreundschaft auf. Die Mönche begegnen im ankommenden Gast Christus selbst; die Gäste wiederum sollen im Kloster Gott spüren können. Nicht nur das geistliche Leben der Mönche ist Botschaft, sondern auch das, was sie arbeiten. In diesem Sinne soll die Herstellung der Nahrungsmittel gut und authentisch sein, sie sind Botschafter der Gastfreundschaft.

  • Gott verherrlichen – die Lebensmittel der Klosterbetriebe dem Menschen zum Wohle

Durch alles Tun im Kloster soll nach Benedikt Gott verherrlicht werden. Für die Mönchsgemeinschaft bedeutet das bei der Herstellung der Lebensmittel, dass die Produkte dem Menschen zum Wohle gereichen sollen. Das Kloster will wirkliche Mittel zum Leben bereitstellen, durch die der (kranke) Mensch der Neuzeit Heilung und Gesundung erfahren darf.

2. Das Kloster in der Region

Die Benediktinerabtei Plankstetten gehört zur Gemeinde Stadt Berching und liegt im Landkreis Neumarkt (OPf.) in der Mitte Bayerns in einem strukturschwachen ländlichen Gebiet, welches neue Impulse durch den Ausbau des Main-Donau-Kanals sowie durch EU-Förderungen zur Entwicklung des ländlichen Raumes erhält. Der Ausbau des Main-Donau-Kanals (Eröffnung 1992) brachte bisher für den Fremdenverkehr neue Impulse, vor allem im Besichtigungstourismus (Kanalschiffahrt) und zunehmend auch im Fahrradtourismus. In der Region um Plankstetten gibt es im Fremdenverkehr, in der Landwirtschaft und im Handwerk zu wenige Arbeitsplätze, so dass viele Menschen aus dieser Region von hier täglich in die bayerischen Industriezentren (Nürnberg, Ingolstadt, Regensburg, …) zur Arbeit pendeln müssen. Das Kloster möchte durch die zunehmende Öffnung für breite Bevölkerungsschichten (Gästehaus, Klosterschenke, Buchhandlung, Öko-Hofladen, Marktwagen) seinen Beitrag für die Produktion und den Absatz von Biolebensmitteln und von Dienstleistungen in der Region leisten.

Es möchte wie früher als Beispiel wirken und eine positive, geistige, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum auslösen. Das Kloster Plankstetten bietet durch seine gewachsenen Strukturen die Möglichkeit aufzuzeigen, wie verlorengegangene ökologische Kreisläufe von land- und forstwirtschaftlicher Produktion, Verarbeitung und Konsum auch heute in einer modernen Gesellschaft eng geschlossen gehalten werden können (Selbstversorgung, Direktvermarktung, …). Dabei müssen die Bereiche BIOLANDBAU – REGIONALITÄT – SAISONALITÄT täglich beachtet und umgesetzt werden.

3. Konzept

Das Klostergut sowie Biobauern aus der Region beliefern die Klosterbetriebe mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Die Verarbeitung eigener Erzeugnisse und der von Biobauern geschieht in den Klosterbetrieben oder, wenn dies nicht möglich ist, bei umliegenden Betrieben (z. B. Getreidemühle, Obstpresse, Bierherstellung…)

Vermarktet und konsumiert werden die eigenen und aus der Region zugekauften Produkte im Kloster, oder durch Belieferung an Bio-Hofläden, Naturkostläden, Einzelhandel, Großverbraucher und Gastronomie. Dabei wird den Erzeugern der Produkte ein gerechter Preis bezahlt, der es ihnen ermöglicht aus dem üblichen Kreislauf: Preisdruck – Mehrproduktion – Preisdruck mit den einhergehenden Qualitätseinbußen und Belastungen für Umwelt und die Menschen auszubrechen.

4. Ziele

Folgende Ziele sollen u.a. mit dem Regionalen Autarkiekonzept erreicht werden:

Nachhaltige Förderung des ökologischen Landbaus und eines umweltgerechten Verhaltens in und für die Region.

  • Integration und Zusammenarbeit mit den Biobauern in der Region
  • Veredelung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Bäckerei, Metzgerei und Klosterküche
  • Konsum der erzeugten Produkte im Kloster, dem Gäste- und Tagungshaus und der Klosterschenke mit Biergarten
  • Vermarktung der im Kloster bzw. in der Region erzeugten Produkte im Klosterhofladen, durch Präsenz auf Wochen- und Sondermärkten sowie durch Belieferung von kirchlichen Einrichtungen (z. B. Klöster, Bildungs- und Exerzitienhäuser, …)
  • Aufbau einer größeren Vermarktungsschiene für ökologisch erzeugte regionale Produkte
  • Erhaltung und Verbesserung der Kulturlandschaft im Jura
  • Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen
  • Unterstützung von umweltgerechten bzw. alternativen Energieformen
  • Förderung der energetischen Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen
  • Impulsgeber und Vorbild für die Region (geistiger, gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Art)
  • Darlegung von Synergieeffekten durch die Vernetzung von Wirtschaftsbetrieben im Kloster
  • Informations- und Wissenstransfer zur Bevölkerung
  • Darstellung der Entwicklung des ländlichen Raumes und Demonstration beispielhafter Lösungen umfassend an einem Ort
  • Vermittlung der Notwendigkeit und der Erfolge des ökologischen Landbaus
  • Darstellung der regionalen Autarkie der Klöster im Mittelalter und ihrer Umsetzung heute im Kloster Plankstetten (Kreislaufwirtschaft, Regionalität, …)

Die aufgeführten Ziele sollen u. a. durch folgende Maßnahmen erreicht werden:

5. Maßnahmen

Maßnahmen in der Landwirtschaft

  • Planung und Durchführung eines agrarökologischen Konzeptes auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen durch die Anlage von Biotopen, Hecken, Streuobstwiesen und Randstreifen. (In den letzten Jahren wurden durch das Kloster über 250 Bäume gepflanzt und eine Windschutzhecke auf einer Länge von 450 m angelegt. Das ist der Anfang für ein ökologisches Verbundsystem.)
  • Unterstützung von Landwirten bei der Erprobung von neuen Kulturen
  • Erprobung eines Agroforstsystems

Maßnahmen in der Forstwirtschaft

  • Eigenverwertung des Holzes im Kloster
    • Schwachholz à Hackschnitzel (Heizwerk)
    • Stammholz à Klosterschreinerei (Holzböden, Möbel, Bauholz, …)
  • Hackschnitzelzukauf von Waldbauern der Region

Verarbeitung

Im Kloster wurden moderne Einrichtungen zur Verarbeitung und Vermarktung geschaffen (Bäckerei, Metzgerei, Hofladen), die auch Landwirten der Umgebung zur Nutzung zur Verfügung stehen sollen.

Vermittlung

Das Konzept „Modell Kloster Plankstetten“ wurde durch die Schaffung eines Ökologischen Informationszentrums mit Ausstellung und Veranstaltungsangebot einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Umweltausstellung: Glauben & Handeln).

6. Zusammenfassung

Das vorliegende Konzept der umweltfreundlichen Produktion, Verarbeitung und Vermarktung vieler landwirtschaftlicher Erzeugnisse an einem Ort entwickelt die frühere energie- und transportsparende Wirtschaftsweise des ländlichen Raumes unter Zuhilfenahme der modernen Technik zu einer ökologisch beispielhaften Wirtschaftsweise in der Zukunft. Sie erhöht die Attraktivität und die Wirtschaftskraft des Standortes.

Teilbereiche dieses umfassenden Konzeptes können ein Beispiel bzw. Impuls für andere Landwirte in der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte sein. Auch der ländlichen Bevölkerung der Umgebung und der städtischen Bevölkerung sollen die für sie praktizierbaren Inhalte vermittelt werden.

So möchte die Benediktinerabtei Plankstetten mit diesem beispielhaften Projekt und seiner Ausstrahlung weite Bevölkerungskreise positiv für die Entwicklung des ländlichen Raumes motivieren.

7. Grundsätze unseres Wirtschaftens

  1. Unser Leben nach der Regel des hl. Benedikt lässt uns die Arbeit als Chance begreifen Gottes Schöpfung positiv mitzugestalten.
  2. Unsere handwerkliche Arbeit konzentriert sich darauf den Menschen erstklassige Grundnahrungsmittel anzubieten.
  3. Wir verkaufen ausschliesslich Lebensmittel aus ökologischem Landbau.
  4. Wir stellen Lebensmittel her die gesund sind, d.h. wir verzichten auf bedenkliche Zutaten, chemische Haltbarmachung und geben unseren Produkten die nötige Zeit zur Reife.
  5. Entsprechend der Klostertradition stellen wir hochwertige Produkte her.
  6. Wir bürgen für die Qualität der Produkte, die das Zeichen unseres Klosters tragen.
  7. Wir produzieren so umweltschonend wie möglich und gehen achtsam mit unseren Mitgeschöpfen, Tieren und Pflanzen, um.
  8. Wir bevorzugen Rohstoffe und Dienstleistungen aus der Region.
  9. Produkte aus Drittländern müssen dem Anspruch des fairen Handels entsprechen.
  10. Mit der Frucht unseres Wirtschaftens unterstützen wir die Jugendarbeit und die Mission.
  11. Wir versuchen unsere Lebens- und Wirtschaftsweise soweit als möglich in Einklang mit Gottes Schöpfung zu bringen.
  12. Wir realisieren die Prinzipien der regionalen Kreislaufwirtschaft.